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Georges
Boulanger wird am 18. April 1893
in Tulcea, Rumänien,
geboren. Er stammt aus
einer Musikerfamilie,
die bereits sechs Generationen
Musiker - insbesondere
Geigenspieler, Kontrabassisten
und Gitarrespieler -
hervorgebracht hatte.
Auch er selbst spielt
all diese Instrumenten
und begleitet damit
seit seinem siebten
Lebensjahr seinen Vater
.Mit zwölf Jahren
nimmt er das Studium
am Bukarester Konservatorium
als Stipendiat auf.
Drei Jahre später
hört ihn Leopold
Auer bei einer Interpretation
von Paganini. Auer,
berühmter Geigerschmied
seiner Zeit, ist von
seinem künstlerischen
Potential beeindruckt.
Unter Auers Obhut siedelt
Boulanger nach Dresden/Deutschland
über, wo er zwei
Jahre lang von ihm ausgebildet
wird.
Im Jahr 1910, als Boulanger
siebzehn Jahre alt ist,
betrachtet Leopold Auer
seine musikalische Ausbildung
als beendet und schenkt
ihm zum Abschied eine
Geige, die ihn bis zum
Ende seines Lebens begleiten
würde. Er vermittelt
ihm außerdem einen
Vertrag als erster Geiger
im luxuriösten
„Café Chantant“
in St. Petersburg, das
häufig von der
hohen Aristokratie besucht
wurde. Dort findet er
in kurzer Zeit den Beifall
und die Zuneigung vom
Publikum des zu Ende
gehenden zaristischen
Russlands.
Es
ist in Russland, wo
er den Stil entwickelt,
der sein gesamtes Werk
kennzeichnen wird: die „Unterhaltungsmusik“,
eine Mischung aus Zigeunermusik,
balkanischer Folklore
und Wiener Walzer.
In Russland lernt er
auch seine große
Liebe kennen: Ellinorr
Paulson, eine junge
estnische Intelektuelle,
Rechtsanwältin
und Medizinstudentin.
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1917
bewirkt der politische
Umbruch in Russland
die Rückkehr von
Boulanger nach Rumänien,
wo er zwei Jahre lang
Militärdienst leistet
und zur gleichen Zeit
Musik und Komposition
unterrichtet. Während
seines Rumänien-Aufenthalts
führt Boulanger
einen intensiven Briefwechsel
mit Ellinorr, die sich
zu jenem Zeitpunkt bei
ihren Eltern in Estland
aufhält. So verliebt
sind sie ineinander,
dass sie beschließen,
sich 1922/23 nach Berlin
zu begeben, um dort
ihr gemeinsames Leben
zu beginnen. Ellinorr
ist seine große
Liebe, Ehefrau und Mutter
seiner beiden Töchter,
Nora und Georgette.
Der Familientradition
folgend wurde Nora Musikerin
und anerkannte Komponistin.
Boulanger kommt mit
seiner Geige, seinen
Kompositionen und Partituren
nach Berlin. Berlin
gehört zu den Städten,
in denen am meisten
Unterhaltungsmusik komponiert
und gehört wurde;
es gab dort hunderte
Tanzlokale, Cafés,
Hotels, Kabaretts und
welche Räumlichkeiten
auch immer, wo kleine
Solo-Orchester und die
Figur des Stehgeigers
(der beim Geigespielen
von Tisch zu Tisch ging)
Life-Musik spielen konnten.
In Berlin befand sich
die gesamte russische
Aristokratie, die Boulanger
so begeistert ihren
Beifall gegeben hatte
und deren Mitglieder
Stammgäste des
Restaurants FÖRSTER
waren.
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Im
Jahr 1926 - nachdem
er zum ersten Mal an
einem Rundkfunkmikrophon
gespielt hat - bietet
ihm der Verlag Bote&Bock
einen Verlagsvertrag
für sieben Werke
an, darunter Avant de
Mourir, das später
auch mit Kennedys Text
als My Prayer bekannt
wurde und 1958 einundzwanzig
Wochen lang an erster
Stelle des Rundfunk-Rankings
der USA stand. Einige
dieser Werke gehören
zum Soundtrack der Filme
„Schwarze Augen“,
„Malcom X“,
„Ocean´s
Eleven 2“ und
„October Sky,
Romulus My Father,The
Curious Case of Benjamin
Button.
1927
steht er als Orchesterdirigent
im Telefonbuch; in den
Zeitungsannoncen von
Hotels und Musiksälen
jener Zeit war zu lesen:
„Es spielt Boulanger”.
Unter den Musikern seines
Orchesters gibt es Juden,
Russen und Zigeuner.
Im Jahr 1928 tritt er
in England im Savoy
und im Claridge auf.
Drei Jahre später
fährt er mit seinem
elf-Mann-Orchester durch
die wichtigsten europäischen
Städte auf Tournee.
Er ist ein Künstler,
der sich nicht durch
die Menge, sondern durch
die Qualität seiner
Auftritte auszeichnet.
Er
spielt Platten für
verschiedene Plattenkonzerne
ein, erreicht 1935/36
seinen Höhepunkt
in Europa und wird in
Deutschland zum Mythus
erhoben.
Er
verbringt den ganzen
Zweiten Weltkrieg in
Deutschland, weil er
nie in die USA auswandern
wollte und als er merkt,
wie der Nationalsozialismus
aufkommt, ist es schon
zu spät.
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Bereits
nach dem Krieg, im Jahr 1945,
nehmen ihn die Amerikaner
von Mecklenburg, das in der
russischen Besatzungszone
lag, in ihren Sektor Berlins,
nachdem sie erfahren haben,
dass es sich um den Komponisten
des berühmten „My
Prayer“ handelt.
Nach dem Tod seiner Eltern
und Schwiegereltern beschließt
er 1948 mit einem Vertrag
des Copacabana Palace Hotels
in Río de Janeiro nach
Südamerika auszuwandern.
In Brasilien findet er viel
Arbeit und große Anerkennung
und bereist das ganze Land,
bis er seinen ersten Vertrag
mit dem Rundfunksender „Radio
Belgrano” in Argentinien
schließt. Bis zu seinem
Tod am 3. Juni 1958 lebt er
dann in Olivos, einem Vorort
der Stadt Buenos Aires. |
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